Frauen im MINT-Beruf am BTA – Ein Interview mit einer MINT-Schülerin

Jana Wortmann (19 Jahre) aus Gescher von der Firma Dieter Wortmann, Klempnerei, Sanitär-Heizung aus Gescher lernt im ersten Ausbildungsjahr den Beruf der Anlagenmechanikerin. Am 18. Dezember 2018 wurde sie von Kirsten Jünck, Lehrerin am BTA, über ihre Berufsausbildung in einem MINT-Beruf interviewt. MINT ist eine Abkürzung, ein sogenanntes Initialwort, und setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zusammen.

Laut einer Statistik der Arbeitsagentur, ist die Frauenquote in MINT-Berufen mit knapp 15 Prozent immer noch sehr niedrig. Die allgemeine Entwicklung der zurückliegenden Jahre stimmt zumindest leicht optimistisch. Dabei gibt es je nach Anforderungsprofil Unterschiede in den verschiedenen Berufsgruppen. Um Frauen in größerer Anzahl in MINT-Berufen zu integrieren sind sicherlich sowohl Arbeit- als auch Gesetzgeber gefordert.

Interview von Kirsten Jünck mit der angehenden Anlagenmechanikerin Jana Wortmann (19 Jahre) aus der Klasse MA-U1 am Berufskolleg für Technik Ahaus:

Kirsten Jünck: Liebe Jana, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview nehmen und mir etwas von Ihrer MINT-Ausbildung erzählen. Ich mache mit Ihnen ein Interview, da Sie als Frau einen tollen MINT-Beruf ausüben.

Kirsten Jünck: Welchen MINT-Beruf üben Sie denn genau aus und was sind Ihre Aufgaben?

Jana Wortmann: Ich werde zur Anlagenmechanikerin ausgebildet. Momentan fahre ich mit meinen Kollegen zur Baustellen im Sanitärbereich. Nebenbei mache ich auch Büroarbeit und werde so im Handwerk und im Büro parallel ausgebildet. Nach der Ausbildung möchte ich in diesem Bereich auch den Meister machen. Ich übernehme die gleichen Aufgaben wie meine männlichen Kollegen. Bei schwierigen Aufgaben erhalte ich Hilfe, wie z.B. beim schweren Heben. Aber da helfen sich auch die Männer gegenseitig. Außerdem gibt es z.B. spezielle Sackkarren, die schwere Gegenstände aus Kellern leichter nach oben transportieren.

Kirsten Jünck: Haben sie während der Ausbildung mit Vorurteilen zu kämpfen? Wurden Sie von den anderen Azubis vielleicht sogar schlecht behandelt? Müssen Mädchen Angst vor solchen Ausbildungen haben?

Jana Wortmann: Eigentlich nicht. Man bekommt eher Komplimente auch beispielsweise von Kunden, die sagen: „Mädchen im Handwerker-Beruf – das finde ich gut!  Respekt, dass Du solch eine Ausbildung machst.“ Bei uns müssen Mädchen keine Angst vor dieser Ausbildung haben.

Kirsten Jünck: Arbeiten noch andere Frauen in Ihrem Beruf oder sind Sie eine Ausnahme?

Jana Wortmann: Ich kenne momentan keine andere Frau, die in diesem Bereich arbeitet. Wir sind ein reiner Männerbetrieb. Im Büro arbeitet noch eine Frau, die Kauffrau gelernt hat.

Kirsten Jünck: Was können Sie besser als Ihre männlichen Kollegen? 

Jana Wortmann: Das ist eine gute Frage. Eventuell habe ich beim Kunden etwas mehr Einfühlungsvermögen, vielleicht auch eine andere Sicht auf Feinheiten. Das Design von Armaturen, Badmöbeln und Badkeramik ist Frauen manchmal wichtiger als Männern. Das sehe ich dann eher ähnlich wie meine Kundinnen. Für Männer sind das manchmal Kleinigkeiten, die für sie nicht so wichtig sind.

Dazu kommt, dass ich bereits eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin absolviert habe und so mit dem allgemeinen Unterrichtsstoff im Berufskolleg möglicherweise schon besser zurechtkomme, als meine männlichen Mitschüler.

Kirsten Jünck: Verbringen Sie auch noch Ihre Freizeit mit technischen Hobbys und wie schaffen Sie es nach der Arbeit abzuschalten?

Jana Wortmann: Ein technisches Hobby habe ich nicht, aber ich fahre am Wochenende gerne mit meinem Vater, dem mein Ausbildungsbetrieb gehört, zum Notdienst. Um nach der Arbeit abzuschalten treffe ich mich mit Freunden und gehe meinen Hobbys nach, z.B. Reiten oder Schwimmen.

Kirsten Jünck: Wie sind Sie selbst an Ihre Ausbildungsstelle gekommen?

Jana Wortmann: Dadurch, dass mein Ausbildungsbetrieb der Familienbetrieb meiner Familie ist, bin ich an die Ausbildungsstelle gekommen.

Kirsten Jünck: Wie könnte man es schaffen, mehr Mädchen/Frauen für MINT-Berufe zu begeistern?

Jana Wortmann: Meiner Meinung nach sollte man die Berufe besser bekannt machen. Mädchen und Frauen sollten mehr Schnupperangebote in diesen Berufen wahrnehmen. Wir sind damals von der Schule aus nach Ahaus zur BOMAH (Berufsorientierungsmesse Ahaus) gefahren, um uns dort über die Berufe zu informieren. Das war sehr hilfreich. Viele Leute wissen gar nicht, womit sich der Beruf des Anlagenmechanikers/der Anlagenmechanikerin heutzutage befasst. An der Hauptschule habe ich zwar ziemlich viel Unterstützung zur Information über die Berufe erhalten, aber das müsste meiner Meinung nach in den Realschulen und Gymnasien noch ausgebaut werden.

Kirsten Jünck: Was muss ein MINT-Azubi eigentlich alles können und welche Interessen muss er mitbringen, um sich beim Vorstellungsgespräch richtig zu präsentieren?

Jana Wortmann: Ein Azubi sollte Interesse für das Unternehmen mitbringen, in dem er seine Ausbildung macht. Man sollte wissen, was die Firma macht und sich darüber informieren. Ein MINT-Azubi sollte handwerklich geschickt sein. Teamfähigkeit ist wichtig, räumliches Denken, bildliche Vorstellungskraft, Lernbereitschaft und besonders die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen, weil der Fortschritt in der Technik ständig weitergeht und man bereit sein muss für den Wandel in der Technik.

Kirsten Jünck: Haben Sie zum Schluss unseres Interviews ein Lebensmotto oder eine Weisheit für Bewerberinnen und Bewerber für MINT-Berufe? 

Jana Wortmann: Man sollte das machen, woran man Spaß hat. Und auch, wenn es am Anfang vielleicht schwerfällt: „Einfach mal durchhalten!“

Man sagt oft: „Das erste halbe Jahr ist das schwierigste, aber danach hat man sich eingelebt und es läuft.“

Kirsten Jünck: Vielen Dank an Sie für das Interview!

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und finde es großartig, dass Sie mit so einer Begeisterung einen MINT-Beruf ausüben!

Alles Gute wünscht Ihnen das BTA-Lehrerteam!